Aus Panama‘s Tagebuch

von Uschi Wieland

Für das Wochenende hat mein Frauchen einen Apportierkurs gebucht. Die Trainerin heißt Ruth Hochstätter und kommt aus Österreich. Ich bin schon gespannt, was da auf uns zukommt!

Am Freitag geht es mit einem Theorieabend los.

Ruth Hochstätter

Ich bin natürlich auch dabei - schließlich bin ich die Fachfrau, wenn es um das Thema Hund geht. Da macht mir so schnell keiner was vor!

Die Ruth begrüßt mich sehr freundlich, und dann mache ich es mir unter dem Tisch gemütlich. Von hier aus kann ich alles ganz genau hören, und sehr schnell wird klar: Ruth weiß, wovon sie spricht! In einem sehr lebendigen Vortrag mit vielen Beispielen und Geschichten bringt sie unseren Menschen das Lern- und Ausdrucksverhalten von uns Hunden näher. Sie zeigt viele Bilder, damit die Menschen lernen, uns zu „lesen“: wenn wir Stress haben,  wenn wir drohen oder wenn wir entspannt sind. Es ist gar nicht so einfach für unsere Menschen, die Bilder richtig zu deuten. Sie sind ja leider nicht nur nasenblind, sondern leider auch ziemlich augentaub... Na ja, wenigstens geben sie sich Mühe! Und Ruth hilft ja auch kräftig dazu und zeigt ihnen genau, wo sie hinschauen müssen. Am besten gefällt mir Ruths Philosophie bei der Hundeerziehung: sie arbeitet nämlich mit ganz viel positiver Verstärkung. Und sie macht unseren Menschen klar, dass sie Neues 2000-3000 mal mit uns wiederholen müssen, bis es wirklich sitzt und dass sie sich immer fragen müssen, ob die Vorstellung, die sie gerade im Kopf haben von uns überhaupt verstanden werden kann. Klasse, Ruth ist jemand, der die Welt der Hunde wirklich versteht und dieses Wissen auch teilt!

Dann holt Ruth ihr Labradormädchen Lycka und zeigt, wie „Fuß gehen“ aussehen kann. Das ist schon fast wie ein Tanz, was die beiden da zeigen! Und Lycka ist voll konzentriert und lässt ihr Frauchen nicht aus den Augen. Auch bei der kleinen Apportiervorführung ist Lycka ganz bei der Sache und hört auf das kleinste Signal.

Unsere Menschen haben ganz leuchtende Augen, so beeindruckt sind sie. Und ich ahne, was da auf uns zukommt: Wahrscheinlich erwarten sie jetzt, dass wir das morgen auch lernen!  
Nach dem Vortrag beantwortet Ruth geduldig und kompetent alle Fragen. Auf der Heimfahrt sind sich Herrchen und Frauchen einig, dass der Vortrag toll war: sehr lehrreich, super aufgebaut und auf eine sehr erfrischende Art präsentiert. Ganz meine Meinung, ich hätte noch stundenlang zuhören können!

Am Samstag muss ich schon früh raus, denn um halb neun ist Treffpunkt auf dem Begegnungshof Mayerhofer in Ursbach.
Bevor es mit dem Apportieren losgeht, will Ruth erstmal unsere Arbeitshaltung fördern. Arbeitshaltung - so früh am Morgen? Aber dann höre ich, wie sie sagt, dass sie dazu mit Leckerchen arbeitet. Das nenne ich doch mal eine gute Idee, und da bin ich natürlich sofort dabei!

Zuerst müssen unsere Menschen lernen, wie sie die Aufmerksamkeit von uns Hunden bekommen. Das ist ein tolles Spiel: immer, wenn ich Frauchen anschaue, sagt sie „Fein!“ und ich bekomme ein Leckerchen. Ich male mir gerade ein Leben in Saus und Braus aus, mit einem unerschöpflichen Vorrat an Leckerchen...
Leider erklärt Ruth da, dass die Leckerchen allmählich wieder abgebaut werden und dann das Signalwort als Belohnung ausreicht.

Als nächstes steht wieder eine Konzentrationsübung auf dem Programm. Ziel ist es, dass wir Hunde auf den Befehl „Touch“ die Handfläche unserer Menschen berühren. Das Spiel ist auch sehr lustig. Und als Steigerung klappt das auch mit dem Dummy im Maul. Dazwischen probiere ich immer wieder, ob das mit dem Anschauen und Leckerchen bekommen noch funktioniert. Ich muss schließlich dafür sorgen, dass Frauchen gut trainiert wird - so ein Mensch braucht nämlich auch einige Wiederholungen, bis er das Konzept richtig verstanden hat.

Dann sind die ersten Dummyübungen geplant. Noch geht es aber gar nicht darum, dass wir die Dummies holen, sondern darum, ruhig sitzen zu bleiben und auf das Kommando zu warten. Dabei wissen wir doch selber, was zu tun ist! Dass die Menschen immer meinen, dass sie dazwischen funken müssen... Na, dann tun wir ihnen eben den Gefallen und warten. Ein paar von meinen Kumpels versuchen es mit Fiepen. Da hat Ruth aber auch einige Ideen auf Lager, und tatsächlich warten schließlich alle Hunde still, bis sie geschickt werden.

Und dann dürfen wir alle zusammen spielen und über die Wiese toben. Ruth sagt nämlich, dass nach Phasen hoher Konzentration eine Portion Entspannung und Spaß wichtig ist. Die Frau kennt sich einfach aus!

Anschließend machen wir einige Apportierübungen. Ruth erklärt unseren Menschen alles ganz genau, vom ersten Schritt über das allmähliche Steigern der Schwierigkeit bis hin zur Profi-Ausführung.

Unter anderem geht es um Markierungen beim Gehen in der „Line“, den Aufbau und Einsatz des Suchenpfiffs und es gibt eine tolle Übung, um das „Voran“ aufzubauen. Und wisst ihr, was das Tollste ist?

Ruth geht mit ganz viel Einfühlungsvermögen auf jedes einzelne Mensch-Hund-Team ein und passt die Übungen für jeden genau an. Das gibt es bei Ruth nicht, dass alle über einen Kamm geschert werden und die gleiche Aufgabe erledigen müssen! Das finde ich super und mein Frauchen auch. Und wenn eine Aufgabe erledigt ist, dann sagt Ruth uns immer gleich, was schon gut geklappt hat. Das finde ich soooo schön, dass ich immer gleich gelobt werde, da gebe mir gleich noch mehr Mühe!

Nach dem praktischen Teil nimmt Ruth sich die Zeit für eine Zusammenfassung und erklärt nochmal jede Übung zum Mitschreiben. Das finde ich gut, ich hatte nämlich schon Bedenken, dass Frauchen den Teil mit den Leckerchen vergessen könnte...

Wenn ihr mich fragt, der Tag ging viel zu schnell vorbei! Ruth ist mit großer Begeisterung und voller Energie bei der Sache. Mit Herz und Hirn, das ist doch ein geniale Kombination! Und diese Begeisterung gibt sie auch an die anderen Menschen und die Hunde weiter. So haben wir sehr viel gelernt und hatten jede Menge Spaß! Mit den vielen kleinen Puzzleteilen, die Ruth uns vermittelt hat, können wir bis zum nächsten Seminar weiterüben. Und Frauchen sagt, dass sie dabei immer das schöne bunte Bild vor Augen hat, das daraus entstehen wird.

Fast hätte ich es vergessen! Ruth hat nämlich noch etwas sehr Schönes gesagt: Für sie ist es wichtig, dass der Hund als König aus dem Training geht.

Und ich fühle mich wirklich als Königin an diesem tollen, motivierenden und beflügelndem Seminartag! Und mit diesem schönen Gedanken schlafe ich auf der Heimfahrt dann gleich ein: als müde und glückliche Königin.

Anmerkung der Redaktion: zum Schluß noch ein paar Bilder vom Seminartag Sonntag.